Im Saal Nummer 7 des Justizpalastes von Agrigento/Sizilien nimmt nun also die Gerechtigkeit ihren Lauf. Zu Beginn der Verhandlung durfte der Staatsanwalt noch einmal vortragen, was er uns Angeklagten vorwirft: „Beihilfe zur illegalen Einreise“ – also Schlepperei. Da nun aber Schlepperei vor allem dadurch gekennzeichnet ist, dass irgendwie versucht wird, mit der Sache auch Geld zu verdienen – was auf der „Cap Anamur“ nachweislich nicht der Fall war – musste sich der Ankläger auch dazu etwas einfallen lassen. „Die Beschuldigten wollten dadurch einen Gewinn erzielen, dass sie Fernsehbilder von Bord des Schiffes an interessierte Medien verkauft haben!“, so der Staatsanwalt. Das ist natürlich – wie das meiste, was uns vorgehalten wird – frei erfunden. Allerdings nicht vom Vertreter der Anklage, sondern von einem deutschen Journalisten. Sein Name steht ganz oben auf der Liste der Zeugen der Anklage…
Nun, wir sind alle gespannt, auf welchen verschlungenen Wegen die Wahrheit schließlich ans Licht kommen wird. Einziger konkreter Beschluss der Strafkammer am ersten Verhandlungstag: Wir treffen uns an gleicher Stelle am 11. Dezember wieder, dann sollen auch die ersten Zeugen gehört werden. In diesem Rhythmus soll es dann auch weitergehen, ein Prozesstag pro Monat ist vorgesehen.
Bei rund 100 bereits vorab benannten Zeugen kann man sich ausmalen, dass sich die ganze Sache über mehrere Jahre hinziehen wird. Wir werden noch viel Geduld brauchen – und freuen uns weiter über jede solidarische Unterstützung.