Pressemitteilung, 7. Juni 2021, Potsdam

8. Juni 2021 um 12 Uhr vor der Ausländerbehörde in Eberswalde

 
Am 26.5.2021 fand eine Sammelabschiebung nach Nigeria vom Flughafen Düsseldorf aus statt. Unter den Menschen, die an diesem Tag abgeschoben wurden, befand sich auch Obinna O. Er hat mehr als die Hälfte seines Lebens in Deutschland verbracht: über 22 Jahre. Freund*innen und Bekannte sind fassungslos. Fiona, aktiv bei Barnim für Alle, zeigt sich schockiert über die Vorfälle:
 
„Mein Freund Obi lebte seit 22 Jahren in Deutschland, plötzlich wurde er abgeholt und gegen seinen Willen in ein Flugzeug gesetzt. Ihn plötzlich aus seinem Leben zu reißen ist einfach nur unmenschlich. Wir wollen uns von dem Abschiebedruck keine Angst machen lassen, darum demonstrieren wir am Dienstag vor der Ausländerbehörde in Eberswalde.“
 
Abschiebungen werden durch Gesetzgeber, Behörden und in der Öffentlichkeit häufig verharmlost als Rückführungen, Durchsetzung der Ausreisepflicht, als Umgang mit einem angeblichen Vollzugsdefizit, als Beendigung eines Aufenthaltes. Dahinter stehen jedoch menschliche Schicksale. Dass Mitarbeiter*innen der lokalen Ausländerbehörde sowie der Zentralen Ausländerbehörde entschieden haben, Herrn O. nach 22 Jahren in Deutschland nach Nigeria abzuschieben, verkennt seine Lebensrealität. Er hat sich in Brandenburg nicht „aufgehalten“, er hat hier gelebt.
 
Die Abschiebung zeigt auch die fatalen Folgen von Kettenduldungen: Über Jahre – manchmal Jahrzehnte – hinweg müssen Geduldete befürchten, dass ihr Leben in Deutschland jederzeit beendet werden kann. Von einem Moment auf den anderen, ohne Ankündigung und ohne die Möglichkeit, Abschied zu nehmen, werden sie von der Polizei abgeholt. Kettenduldungen verhindern Teilhabe und Ankommen.
„Warum lebte Obinna O. nach 22 Jahren zum Zeitpunkt seiner Abschiebung noch immer in einer Gemeinschaftsunterkunft? Warum haben die Mitarbeitenden der Verwaltung ihn abgeschoben anstatt ihm Wege in ein Bleiberecht zu ermöglichen? Warum sind hier keine Härtefallregelungen zum Einsatz gekommen?“ fragte Lotta Schwedler vom Flüchtlingsrat Brandenburg.
 
Der Flüchtlingsrat unterstützt den Aufruf der Initiative Barnim für Alle, die einladen, mit ihnen zusammen am 8. Juni um 12 Uhr vor der Ausländerbehörde Eberswalde zu demonstrieren.
 

Kontakt:
Flüchtlingsrat Brandenburg
info@fluechtlingsrat-brandenburg.de
03 31 / 71 64 99

 

Aufruf von der Gruppe ‚Barnim für Alle‘

Wir in der Gruppe „Barnim für alle“ laden ein, am Dienstag, den 8 Juni ab 12:00 mit uns vor der Ausländerbehörde in Eberswalde zu Demonstrieren. Wir kritisieren die Verstöße und die Ungerechtigkeiten, denen Asylsuchende im Landkreis Barnim und in ganz Brandenburg systematisch ausgesetzt sind.
Aufgrund des bewussten Drucks von Ausländerbehörden gab es in letzter Zeit mehrere Selbstmorde und Abschiebungen. Dieser Druck äußert sich unter anderem darin, dass Geflüchtete, teilweise Jahre lang, keine Lebensperspektiven sondern Abschiebung , keine Beschäftigungsmöglichkeiten und keine Aufenthaltsberechtigung bekommen.
Noch mal haben wir noch eine Person verloren, diese mal wegen Abschiebung nach 22 Jahren.
Obi war ein Geflüchteter aus Nigeria, der vor 22 Jahren nach Deutschland kam, er kam nach Deutschland um Sicherheit und Schutz zu suchen, nach 22 Jahren wurde Obi nach Nigeria abgeschoben, ohne Geld ohne Wohnsitz.
Wir als Gruppe ‚Barnim für Alle‘ erklären unsere völlige Ablehnung dieser Politik und wollen dafür kämpfen, dass sich die Gesetze verändern. Wir fordern das Recht auf Aufenthalt und Bewegung für jeden Menschen. Deshalb demonstrieren wir vor der Ausländerbehörde. Alle sind eingeladen, daran teilzunehmen!
Wir sind alle Salah!
Wir sind alle Obi!