Die Bedingungen in AnkER-Zentren und Aufnahmeeinrichtungen verletzen elementare Rechte von Kindern und ihren Familien. Die Aufenthaltsdauer in Aufnahmeeinrichtungen ist deshalb auf maximal vier Wochen zu begrenzen und Geflüchtete müssen schnellstmöglich in Wohnungen untergebracht werden. AnkER-Zentren und sogenannte „funktionsgleiche Einrichtungen“ – zu denen auch die Erstaufnahmeeinrichtung in Brandenburg zählt – gehören abgeschafft. Diese Forderungen richten der Flüchtlingsrat Brandenburg zusammen mit terre des hommes, PRO ASYL, Jugendliche ohne Grenzen, den Landesflüchtlingsräten sowie knapp 100 weiteren Organisationen und Initiativen an die neue Bundesregierung.

Die Forderungen sind Teil der Aktionskampagne #KeinOrtFuerKinder. Um ihnen Nachdruck zu verleihen, sind rund um den Weltkindertag am 20. September bundesweit zahlreiche Aktionen, Demonstrationen und Veranstaltungen geplant. Die zentrale Aktion findet am Sonntag, dem 19. September um 14 Uhr vor dem Brandenburger Tor in Berlin statt. Eine Woche vor der Bundestagswahl soll damit auf die untragbare Situation in AnkER-Zentren und Aufnahmeeinrichtungen aufmerksam gemacht werden.

„Aufnahmeeinrichtungen und AnkER-Zentren sind kein Ort für Kinder und kein Ort für Erwachsene“, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf zu diesen Aktionstagen. Auch in Brandenburg kommt dieser Problematik große Bedeutung zu. Ende Dezember 2020 befanden sich zusammengenommen 1.224 Personen in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes, die sich aus dem Stammsitz in Eisenhüttenstadt sowie drei Außenstellen zusammensetzt. Im Jahr 2019 machten dort nach Angaben der Zentralen Ausländerbehörde ZABH Kinder und Jugendliche etwa 15 bis 20 Prozent der Bewohner*innen aus.

„Der Aufenthalt in der Erstaufnahme macht Kinder krank. Viele von ihnen haben ihre Kindheit in Lagern verbracht – in der Türkei, im Sudan, in Libyen, in Griechenland, im Libanon. Sie hoffen auf Schule, ein Zuhause und Sicherheit. Was sie dann aber in Deutschland erwartet, sind neue Lager mit Stacheldraht“, weist Jibran Khalil, Vorstandsmitglied des Flüchtlingsrat Brandenburg und Mitglied der Initiative Jugendliche ohne Grenzen, schon seit Jahren auf die Kinderrecht verletzende Situation hin.

Die rund 100 Unterzeichnenden der Aktion #KeinOrtFuerKinder fordern deshalb: „Statt Isolation und Entrechtung brauchen wir faire Asylverfahren und gleiche Rechte für alle Kinder, die in Deutschland leben.“

 

Hintergrund:
Während ihres Asylverfahrens müssen Asylsuchende mittlerweile regelmäßig bis zu 18 Monate in Erstaufnahmeeinrichtungen, wie AnkER-Zentren und ähnlichen Einrichtungen, bleiben. Familien müssen bis zu sechs Monate dort leben. In Brandenburg gilt die Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt mit ihren Außenstellen in Doberlug-Kirchhain, Wünsdorf und Frankfurt Oder als „funktionsgleiche Einrichtung“ zu AnkER-Zentren. In diesen großen und oft abgelegenen Einrichtungen sind sie vom Rest der Gesellschaft isoliert und unterliegen Restriktionen wie Arbeitsverboten und Residenzpflicht. Kinder können meist weder die Regelschule noch reguläre Kitas besuchen und haben innerhalb der Einrichtungen kaum Platz zum Spielen und Lernen. Gleichzeitig erleben sie strukturelle Gewalt in ihrem direkten Wohnumfeld und müssen Abschiebungen und Polizeieinsätze miterleben.

Informationen zum Aktionstag:
https://keinortfuerkinder.de/aktionstag

Infos zur zentralen Aktion in Berlin (19.9., 14 Uhr):
https://keinortfuerkinder.de/veranstaltung/aktion-vor-dem-brandenburger-tor

Aufruf und Liste der Unterzeichnenden:
https://keinortfuerkinder.de/aufruf

 

Pressekontakt:
Flüchtlingsrat Brandenburg: info@fluechtlingsrat-brandenburg.de
Jibran Kahlil, Flüchtlingsrat Brandenburg: 0176-24519228
Vincent da Silva, Flüchtlingsrat Brandenburg: 0151-42027426