Brandenburg hält wider besseren Wissens an Sammelunterkünften fest

Infektionen mit Covid-19 steigen in Brandenburger Sammelunterkünften weiter an. Dennoch hält die Landesregierung an der Unterbringung von Geflüchteten in Sammelunterkünften fest. Wiederholte Forderungen nach separater Unterbringung von Flüchtlingen werden nur vereinzelt umgesetzt. Nach der wochenlangen (Voll)quarantäne der Hennigsdorfer Unterkunft für Geflüchtete, sind nun landesweit weitere betroffen. Aktuell gibt es, soweit bekannt, neue Covid-19-Infektionen in Unterkünften in Herzberg, Nauen, Templin, Bad Saarow und Brandenburg an der Havel.

 

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat Empfehlungen für Gemeinschaftsunterkünfte von Geflüchteten erarbeitet, darunter:

  • frühe Erkennung und präventive getrennte Unterbringung von Risikopersonen,
  • die Unterbringung von alleinstehenden Personen in Einzelzimmern oder, soweit dies nicht möglich ist, in Wohnungen oder Hotels,
  • die Bildung kleiner Wohneinheiten, um Ansteckungen und längere Quarantänen für größere Gruppen zu verhindern,
  • eine umfassende präventive Information der Bewohner_innen in den jeweiligen Herkunftssprachen und ausreichende psychosoziale Betreuung,
  • die aktive Einbeziehung von Bewohner_innen bei Quarantänen zur Vermeidung einer Re-Traumatisierung.

 

Diese Vorgaben müssen in der Praxis umgehend und flächendeckend berücksichtigt werden. Die unhaltbaren Zustände wie in Hennigsdorf zu Beginn der Corona-Pandemie dürfen sich nicht an anderen Orten in Brandenburg wiederholen.

 

Die gegenwärtige Situation macht abermals deutlich, dass eine grundsätzliche Abkehr von der bewährten Unterbringung in Sammelunterkünften dringend erforderlich ist. Dass dies möglich ist, zeigt der aktuelle Potsdamer Beschluss: Die Stadt will in Zukunft auf Sammelunterbringung verzichten.

 

Anfängliche Fehler mögen der Neuartigkeit der Pandemie-Situation und fehlenden Informationen geschuldet gewesen sein. Spätestens jetzt ist klar und wissenschaftlich mehrfach belegt, wie weitere Ausbrüche und Ausbreitung in Sammelunterkünften bekämpft werden können. Daher sind die Vorgaben der wissenschaftlichen Stellungnahmen sofort umzusetzen. Darüber hinaus sind eine präventive Unterbringung von Menschen in sogenannten systemrelevanten Berufen in Wohnungen und die Erarbeitung eines Konzepts zur langfristigen Unterbringung von Geflüchteten in Wohnungen statt Sammelunterkünften unabdingbar.

 

Pressekontakt: Ivana Domazet, Flüchtlingsrat Brandenburg 0176 3148 3547

Pressemitteilung als PDF inklusive Hintergrundinformationen