*Menschen ohne gesicherten Aufenthalt in Brandenburg*
Am Vor-Tag des Flüchtlings 2004 ergreifen lang hier lebende Asylsuchende und Flüchtlinge selber das Wort und fordern endlich ein Bleiberecht!
Seit 10 Jahren lebt A. bereits hier und konnte bisher die Zeit nutzen Abitur zu machen; nun steht sie allerdings vor dem Nichts, denn ihre Gestattung sagt: Ausbildung verboten.
Sie ist eine von sechs Flüchtlingen, die über ihre Situation in Deutschland sprechen – keine Arbeitserlaubniss, keine Ausbildung für die Kinder, immerwährende Angst vor der täglich möglichen Abschiebung in eine Heimat, die schon lange keine mehr ist.
bq. „Meine Kinder sind hier geboren, sie kennen das Kosovo nicht, sprechen die Sprache nicht. Was für eine Zukunft haben sie dort? Hier gehen sie zur Schule, Deutschland ist ihre Heimat geworden“, sagt Herr I., der seit 13 Jahren mit einer Duldung in Deutschland lebt.
Kostas Papanastasiou, vielen aus der „Lindenstrasse“ als griechischer Wirt bekannt, schneidet langsam kleine Schnipsel von einem langen Band – sie symbolisieren die über 4000 Tage, die die Familie I. nun schon mit einer Duldung in Deutschland lebt. Papanastasiou ist selber als junger Mann nach Deutschland gekommen, weil er in seiner Heimat nicht studieren durfte.
„Wer sind wir, dass wir Europäer uns erlauben, diese Menschen in jahrelanger Unsicherheit zu halten? Schließlich sind gerade wir Europäer oftmals mitverantwortlich für die Situation in ihren Heimatländern!“ In der Antike wurde die schlechte Behandlung eines Gastes genauso bestraft wie das Schlimmste aller Verbrechen – der Muttermord. Gelernt haben wir aus der Geschichte anscheinend nichts.
bq. „Rassismus fängt in der Politik an – wenn durch die Gesetzgebung Asylsuchende und Flüchtlinge zu Menschen zweiter und dritter Klasse gemacht werden ändert sich auch das Bewusstsein in der Bevölkerung nicht.“
Das Zuwanderungsgesetz sieht keine Regelung zum Bleiberecht lang hier lebender Flüchtlinge vor – doch nichts stünde einer zusätzlichen Regelung durch die Innenminister oder einem Gesetz im Wege, wäre es denn politisch gewollt.
Gemeinsam mit der Flüchtlingsinitiative Brandenburg und vielen weiteren UnterstützerInnen fordern wir endlich ein unbürokratisches Bleiberecht für lang hier lebende Flüchtlinge! Wir fordern zudem die Einsetzung einer Härtefallkommission unter Mitwirkung von Kirchen, Nichtregierungsorganisationen und weiteren gesellschaftlich VertreterInnen.
Eine Vorgriffsregelung muss erlassen werden, um endlich die Abschiebung all derer zu stoppen, die nach Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes unter die Härtefallregelung oder ein humanitäres Bleiberecht fallen könnten!
gez. Judith Gleitze
für den Flüchtlingsrat Brandenburg