Diesmal befand sich der Justizpalast von Agrigento im kompletten Ausnahmezustand: Schon draußen auf der Straße vor dem imposanten Portal wimmelte es von Polizeiautos aller Größenordnungen, bullige Herren in Zivil murmelten in ihre diskreten Jacketkragen-Mikrophone. Drinnen war eine ganze Hundertschaft von Beamten in ihren Parade-Uniformen (viele mit vorgehängtem Säbel!) aufmarschiert. Auf dem Flur vor „unserem“ Saal Nummer 7 waren Stellwände mit Photos aufgebaut – eifrige Helfer bereiteten daneben ein prächtiges Buffett vor. Es sah fast so aus, als wären all jene tapferen Sicherheitskräfte zu einem Kameradschaftstreffen zusammengekommen, die seinerzeit an der widerrechtlichen Beschlagnahme unseres Schiffes und den brutalen Abschiebungen beteiligt waren.
Allerdings galt das riesige Aufgebot diesmal nicht dem „Cap-Anamur“-Prozess, sondern einem Gast, der eigens aus Rom angereist war: Der Justizminister persönlich gab sich die Ehre – und Alles, was auf Sizilien für Recht und Ordnung zu sorgen hat, war wegen des hohen Besuchs ganz aus dem Häuschen!
Weil angesichts des Ausnahmezustands kaum mit einer sinnvollen Verhandlung zu rechnen war – und weil zwei unserer Anwälte wegen eines technischen Defekts an ihrem Flugzeug auf dem Festland sitzengeblieben waren – musste die Vernehmung der nächsten Zeugen vertagt werden. Außer Spesen also diesmal nichts gewesen! Jener Capitano „Angelo“ aber, der bei unserer Festnahme im Juli 2004 eine äußerst fragwürdige Rolle gespielt hat, wird beim nächsten Termin ausführlich ins Kreuzverhör genommen: Am 26. Februar wird es soweit sein …
wenn alle Flugzeuge funktionieren und sich nicht wieder ein Überraschungsgast aus der Hauptstadt anmeldet.