*Flucht und Migration in Brandenburg
Perspektiven in der ganzheitlichen Flüchtlingsarbeit
Standort- und Bedarfsanalyse*
In den vergangenen Jahren wurde durch die Flüchtlingsräte und Pro Asyl ein Konzept der „Fortbildung und Qualifizierung Ehrenamtlicher“ im Rahmen des EFF durchgeführt. Hier gab es enge Kooperationen zu bestehenden Flüchtlingsberatungsstellen, die wiederum selber verschiedene EFF-Projekte durchführten. Zurzeit ist festzustellen, dass das ehren- und vor allem hauptamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe in dem Maße nachlässt, wie das Flüchtlingsthema aus dem öffentlichen Interesse verschwindet. So kommt es, dass sich einige wenige Menschen um die immer komplexeren und komplizierteren Problemstellungen in der Flüchtlingshilfe kümmern. Nun gilt es, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Dafür steht die Gewinnung neuer ehrenamtlicher MitarbeiterInnen in der Flüchtlingsarbeit im Vordergrund.
Brandenburg ist ein ländlicher Raum, die Flüchtlinge sind meist in abgelegenen, isolierten Unterkünften mit schlechtem Zugang zu Beratungsstellen und zu sonstigen Integrationsangeboten untergebracht. Das erschwert die Situation vor allem für neu ankommende Flüchtlinge, aber auch für diejenigen, die schon länger hier leben ist es äußerst schwierig, Kontakte mit der ortsansässigen Bevölkerung aufzubauen. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Bevölkerung den Flüchtlingen mit Ressentiments begegnet.
In den Landkreisen des Partnerprojektes „Perspektive für Flüchtlinge: Beratung, Selbsthilfe, Vernetzung“ des Kirchenkreises Oranienburg leben derzeit ca. 800 Asylsuchende und Geduldete. Im ganzen Land Brandenburg sind es knapp 4900, davon ca. 3478 in Heimen und ca. 1386 in Wohnungen. Es gibt derzeit nur ca. 5 Beratungsstellen, die unterschiedlich gut funktionieren. Daneben existieren in einigen wenigen Landkreisen kleinere, oft ehrenamtliche Beratungs- und Kommunikationsangebote. Das Beratungssystem im Land Brandenburg wird derzeit jedoch modifiziert, noch ist nicht abzusehen, wie sich die Etablierung der sog. Migrationsfachdienste – alle Beratungsangebote unter einem Dach – entwickeln wird.
RechtsanwältInnen, die das Thema Aufenthalts- und Asylrecht beherrschen, sind in den Brandenburger Landkreisen so gut wie nicht zu finden. Das bedeutet, dass aufgrund der immer mehr wegbrechenden Stellen die Beratungssituation weiterhin prekär ist.
Deshalb ist es nun umso wichtiger, Flüchtlingen die Chance zur Selbsthilfe zu geben und Beratungsmöglichkeiten für und von Flüchtlingen sowie ehrenamtlich Tätigen vor Ort zu etablieren. Es ist gerade für Flüchtlinge notwendig, dass sie den Mut finden, sich selbst zu organisieren, der leider immer noch alltäglichen rassistischen Gewalt etwas entgegenzusetzen und sich nicht völlig in die Isolation abschieben zu lassen. Es ist wichtig, den Mut und die Aktivität von Flüchtlingen und Unterstützerinnen zu stärken und damit dem rechten Gedankengut und den rechten Aktivitäten etwas entgegen zu setzen. Wir dürfen uns nicht isolieren lassen. In den vergangenen Jahren konnten immer wieder interessierte Ehrenamtliche gewonnen werden. Es soll ihnen die Chance zur Vernetzung und zur Etablierung neuer Modelle in der Beratung, aber auch der interkulturellen Öffnung gegeben werden. Dazu dient das Kooperationsmodell der erfahrenen Träger Flüchtlingsrat Brandenburg und Kirchenkreis Oranienburg.
*Das Projekt: „Flucht und Migration in Brandenburg – Perspektiven in der ganzheitlichen Flüchtlingsarbeit“*
Beim Projekt des Flüchtlingsrats handelt es sich um ein konzeptionelles Gemeinschaftsprojekt der Flüchtlingsräte und Pro Asyl. Aus diesem Grunde wird es eine starke überregionale Vernetzung geben. Darüber hinaus ist das Projekt des Kirchenkreises Oranienburg „Perspektiven für Flüchtlinge…“ ein Kooperationsprojekt des Flüchtlingsrates.
*Zielgruppe:*
* Besonders Schutzbedürftige Personen: jugendliche Flüchtlinge und Frauen.
* MultiplikatorInnen und alle, die sich mit Flüchtlingsarbeit im Lande beschäftigen: Ausländerbeauftragte, KirchenvertreterInnen, SozialarbeiterInnen, SozialbetreuerInnen, HeimmitarbeiterInnen, kleine Gruppen und Initiativen, Antirassismusgruppen, Opferberatungsstellen, MitarbeiterInnen anderer EFF-geförderter Projekte in Brandenburg, MitarbeiterInnen von antirassistischen und Schulprojekten (z.B. RAA), LehrerInnen, Einzelpersonen, alle ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Tätigen (vor allem durch den FR abgedeckt).
Intensivierung der Zusammenarbeit und Vernetzung, um die Flüchtlingsthematik breiter im gesellschaftlichen Kontext zu verankern und Betroffene selber zu befähigen, Flüchtlingen beratend und betreuend zur Seite zu stehen. Denn Flüchtlingshilfe lässt in dem Maß nach wie es aus der öffentlichen Diskussion verschwindet. Es braucht eine breite, neue Öffentlichkeitsarbeit, um neue MitstreiterInnen zu gewinnen. Es muss ein Augenmerk auf die gesamteuropäische Flüchtlingspolitik geworfen werden. Kooperationsmodelle sind sehr wichtig zur breiten Ansiedlung. Der Flüchtlingsrat Brandenburg wird die Ergebnisse des ersten Projektjahres des Partnerprojekts des Kirchenkreises Oranienburg eruieren und öffentlich machen, um diese im Land Brandenburg bekannt zu machen.
* Im Rahmen dieses Projektes hat sich der FR vor allem folgende Aufgaben gestellt: Informationsvermittlung für die Beratung und an Interessierte an der Flüchtlingsarbeit im Land Brandenburg. Verbreitung des Wissens anderer FachexpertInnen über den Pro Asyl-Pool.
* Regelmäßig monatlich erscheinender Rundbrief des FRs.
* Eruierung der Situation von Flüchtlingen mit Aufenthaltserlaubnis und Duldung nach mehr als 3 Jahren Zuwanderungsgesetz. Hier besonderes Augenmerk auf die Situation Jugendlicher!
* Organisation eines landesweiten Vernetzungstreffens von in der Flüchtlingsarbeit Tätiger (haupt- wie ehrenamtlich). Weiterführung der Stärkung des Vor-Ort-Engagements.
* Öffentlichkeitsarbeit zu Missständen, die in der Beratung deutlich werden (z.B. Unterbringung, Aufnahme etc.)
* Schulungen und themenbezogene Informationsveranstaltungen, Fortbildungen (vom FR und den kleinen trägern als Teilnehmenden und als Anbietenden)
* Verbindung der Erkenntnisse aus dem Arbeitsfeld des EU-Programmes EQUAL (Beschäftigungs- und Bildungsstrategien für Flüchtlinge) und ENTIMON (landesweite Vernetzung mit AktionsplanteilnehmerInnen gegen Rassismus)
* Implementierung von Kooperationsmodellen durch Öffentlichkeitsarbeit vor allem im Bereich der neuen Beratungsstrukturen in Brandenburg (Migrationsfachdienste)
* Aufmerksammachen auf mangelnden Integrationschancen (z.B. Art der Unterbringung weit ab von Gemeindestrukturen, Isolation).
* Durchführung von gemeinsamen themenspezifischen Arbeitstreffen mit Akteuren aus dem ganzen Land Brandenburg
* Mitwirken in überregionalen Gremien: Entwicklung und Einsatz von Methoden der Zusammenarbeit auf Landesebene, hier vor allem durch die Mitarbeit in Arbeitsgruppen des Landesintegrationsbeirats und des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit
*Innovativer Charakter des Projektes*
Die lokale Beratungsarbeit wird mit der regionalen Fortbildungs- und Qualifizierungsarbeit verbunden – eine intensivere Vernetzung entsteht. In den Jahren 2005 – 2007 diente das Projekt des Kirchenkreises Oranienburg dem Auf- und Ausbau eines Beratungsmodells vor Ort, das vor allem in Selbsthilfe getragen wird. „Ganzheitliche Beratung“, da heißt ergebnisoffene Perspektivberatung – wird hier angestrebt und alle Maßnahmebereiche werden abgedeckt. 2006 und 2007 wurde das neue regionale 3-Bereiche-Beratungsmodell und die Erfahrungen in andere Landkreise getragen und die Beratungssituation eruiert. Nun sollen die Beratungsstrukturen untereinander vernetzt werden. Das wird durch Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen. Die Vernetzung im ganzen Land soll in thematischen Netzwerken ausgebaut werden. Wichtig hierbei ist auch der Blick auf die europäische Asylpolitik und deren Auswirkungen.
Das Spannungsfeld Aufenthaltsperspektive in D (Aufnahme, Integration) – Reintegrationschancen im Herkunftsland/Drittstaat wird beleuchtet und in Veranstaltungen und Arbeitgruppen thematisiert. Neu ist die Beteiligung von Flüchtlingen an der Beratungs- und Vernetzungstätigkeit sowie die Einbindung in die thematischen Netzwerke. Ohne die Möglichkeit der Vernetzung von neuen Beratungsstrukturen kann die Beratungs- und Hilfssituation für Flüchtlinge im Land Brandenburg nicht verändert werden.
*Die Kooperationspartner*
# Der Kirchenkreis Oranienburg engagiert sich seit mehr als 12 Jahren über konfessionelle Grenzen hinweg für ein friedliches multikulturelles und menschliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Er befasst sich vor allem mit den Anforderungen an eine interkulturelle Gesellschaft und den Lebensbedingungen von asylsuchenden Flüchtlingen und MigrantInnen vor Ort.
# Die Kirchengemeinde Bernau begleitet in ehrenamtlichem Engagement Flüchtlinge und bezieht insbesondere jugendliche Flüchtlinge in die offene Jugendarbeit mit ein.
# Der Kirchenkreis Barnim ist ehrenamtlich aktiv in der Flüchtlingshilfe und ist bei der Verwirklichung des Projektes durch den Kirchenkreis Oranienburg (Beginn in 2005) unterstützend tätig.
*Arbeitsgruppen die vom FR angeregt und organisiert werden*
Die Termine der Arbeitsgruppensitzungen können im Büro des FRs angefragt werden. Bei Interesse kann jedeR an den AGs teilnehmen.
* Unterbringung/ Heime
* Leistungen für Flüchtlinge
* Residenzpflicht
* Beratungsstellenqualität
* Abschiebungshaft
* Bleiberecht
* AK Tschetschenien