p>. Presseerklärung
6. Juli 2004
h6. Cap Anamur: Kein Land in Sicht
PRO ASYL: Humanitäre Aufnahme statt zynischer Prinzipienreiterei
Vor der sizilianischen Küste findet ein Nervenkrieg auf dem Rücken von 37 Schiffbrüchigen statt. Die Cap Anamur rettete die Schutzsuchenden aus der Seenot. Seit Donnerstag, dem 1. Juli 2004, verweigern die italienischen Behörden die Einfahrt des Schiffes in den Hafen von Empedokle. 37 Menschen, die ohne den Einsatz der Cap Anamur in der Dunkelzifferstatistik der tausendfachen Toten an den europäischen Außengrenzen verschwunden wären, warten vergeblich auf eine humanitäre Lösung.
PRO ASYL fordert die italienischen Behörden auf, unverzüglich alle martialischen Drohgebärden mit Kriegsmarine, Helikoptern etc. gegen die Cap Anamur einzustellen und endlich die 37 Schutzsuchenden an Land zu nehmen. Das Leben der Überlebenden muss an erster Stelle stehen. Die humanitäre Aufnahme statt zynischer Prinzipienreiterei ist das Gebot der Stunde. PRO ASYL appelliert in diesem Zusammenhang an die deutsche Bundesregierung, alle zur Verfügung stehenden diplomatischen Initiativen – bis hin zu einem Übernahmeangebot an die italienische Regierung – zu ergreifen, um das Drama vor der Küste Siziliens zu beenden.
Der Rettungseinsatz der Cap Anamur setzt das traurigste und drängendste Problem einer verfehlten europäischen Asyl- und Migrationspolitik auf die Tagesordnung: das tägliche Sterben an den Außengrenzen Europas.
Offiziell kamen allein seit Anfang 2002 über 1.000 Menschen an den europäischen Außengrenzen ums Leben. In den letzten Jahren ist das Mittelmeer zwischen Nordafrika und Südeuropa Schauplatz unsäglicher menschlicher Tragödien geworden. Nach Schätzungen haben über 5.000 Personen den Tod im Meer gefunden. Sie starben bei dem Versuch, sich an den spanischen, französischen, italienischen, maltesischen oder griechischen Küsten in Sicherheit zu bringen. Aus dem Blick gerät zunehmend, welche Zustände Flüchtlinge zwingen, ihr Land zu verlassen und unter welchen lebensgefährdenden Voraussetzungen sie überhaupt noch das Territorium der Europäischen Union erreichen können.
gez. Karl Kopp
Europareferent von PRO ASYL
Vorstandsmitglied von ECRE (European Council on Refugees and Exiles)